Freies Spiel bewegt sich in einem Meer von Möglichkeiten und ist entscheidend dafür, wie gut sich ein Wesen in der Welt zurechtfindet. C.Quarch
Es ist der Geist des Spiels, der mich ein Leben lang getragen hat. R.Messner
Spiel und Lernen
Hunde müssen sich vom ersten Atemzug an aktiv mit ihrer Umwelt auseinandersetzen. Sichern in der Frühphase der Welpenzeit noch instinktive Verhaltensweisen das Überleben der jungen Hunde, greifen spätestens ab der 5. Woche auch andere Überlebensstrategien - Hunde beginnen zu lernen. Was ein Hund lernt, hängt ganz entscheidend von den Erfahrungen ab, die er im Laufe seines Lebens macht. Einige der grundlegendsten Erfahrungen machen junge Hunde im Spiel mit ihren Artgenossen.
Wie Hunde spielerisch ihre Ziele erreichen
Hunde zeigen, neben ihrem instinktgeleiteten Verhalten, erstaunlich oft eine erstaunliche Kreativität, um ihre Ziele zu erreichen. John Bradshaw ( Dog Sense, 2012) vermutet, dass Hunde sich folgende Fragen "stellen", ehe sie handeln:
1. Wie sehr möchte ich etwas (Nahrung, Spielzeug, Zuwendung etc.) ?
2. Bekomme ich es problemlos ?
3. Muss ich darum kämpfen ?
4. Ist es mir das wert ?
Ehe ein Hund also ein bestimmtes Verhalten an den Tag legt, prüft er, ob es sich überhaupt lohnt, dieses Verhalten zu zeigen. Hat er dabei ein tierisches oder menschliches Gegenüber, greift er oftmals auf Elemente des Spielverhaltens zurück (Imponiergehabe, Zuneigungsgesten, Unterwürfigkeitsverhalten). Hunde lernen im Spiel vor allem, diejenigen Räume zu besetzen, die ihnen einen Vorteil bringen.
Spiel als Erziehungsmittel: Spielregeln festlegen
Die erzieherische Aufgabe des Hundeführers ist, sich auf diese Spiele einzulassen bzw. solche Spiele "anzuzetteln" und damit gleichzeitig auch die Spielregeln für diese Spiele festzulegen. Ziel der spielerischen Auseinandersetzung ist es, den anderen in der Spielsituation kennenzulernen und zu sehen, ob er die Spielregeln einhalten kann (z.B. sollte man schon mit dem kleinen Welpen möglichst oft das "Sanftes-Beissen"-Spiel, das "Bei-mir-ist-es-am-Schönsten"-Spiel oder das "Schau-mich-an"-Spiel spielen). Im Laufe der Zeit wird sich durch die gemeinsamen Spiele ein gegenseitiges Verständnis entwickeln, das langfristig eine sichere Vertrauensbasis schafft. Ist diese Vertrauensbasis da, kann man immer neue, anspruchsvollere Spiele einführen, z.B. das "Achtung:Gelbe-Ampel"-Spiel oder das "Ich-kann-dich-unterbrechen"-Spiel.
Spiel und innere Einstellung
Erziehung als eine Abfolge gemeinsamer Spiele zu betrachten, hat sowohl Auswirkungen auf die Wahl der Erziehungsmittel und als auch auf die gesamte innere Einstellung zum Wesen "Hund":
- beide Seiten stehen sich auf der gleichen Ebene gegenüber
- es gelten für beide Seiten dieselben fairen Spielregeln
- Konflikte werden aus einer angstbesetzten, starren Konfrontation in eine heitere, gelöste Situation überführt
- für ein Spiel können immer wieder neue Lösungen gefunden werden
- manche Spiele können beendet werden, manche werden vielleicht ein Leben lang gespielt
- das aktuelle Spielergebnis ist kein Grund zur Sorge, da es sich immer verändern kann
- der (zeitweilige) Gewinn eines Spiels erhöht den Respekt vor dem Mitspieler
- spielerische Auseinandersetzung gewähren tiefere Einblicke in Charakter und Motivation des anderen ("der Falschspieler", "der Spielverderber")
- Spiele führen zu Leichtigkeit, Lebensbejahung und Freude
- die positive, stressarme Atmosphäre des Spiels macht nachhaltiges Lernen erst möglich
Ausführlichere Informationen finden Sie auch unter dem Eintrag "Lesenswert" !
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